Felicitas
Meine Felicitas, die wir immer nur „Feli“ rufen, ist eine hessische Warmblutstute. Sie wurde am 13. Mai 2002 geboren und ist seit September 2009 im Besitz meiner Familie. Feli ist 170 cm groß und als „schwarzbraun“ eingetragen. Tatsächlich ist sie jedoch ein Winterrappe: Im Winter schwarz, im Sommer (zartbitter-) schockoladenbraun. Auf Turnieren ist die bis L-Dressur, A-Springen und E-Vielseitigkeit gegangen.
Ihr Markenzeichen ist ihr rechtes Auge, welches sehr viel Weiß hat. Es heißt, solche Pferde seien „falsch im Charakter“. Wer Feli kennt, weiß, dass das Unsinn ist. Ich kenne kaum ein Pferd, dass so einfühlsam, geduldig und vorsichtig ist, wie meine Feli.
Unsere Geschichte
Unsere Geschichte begann im Sommer 2009, als meine Familie feststellte, dass ein Pferd für vier Reiterinnen einfach nicht reicht. Um unsere Tetra zu entlassten und für mich ein Pferd für Turniere zu finden, machten wir uns auf die Suche. Tatsächlich war Feli das erste Pferd, das wir anschauten. Und es war beim ersten Blick um mich geschehen. Das Gefühl, dass ich MEINEM Pferd gegenüberstehe, war sofort da. Da konnte das Probereiten noch so chaotisch ablaufen.
Wenige Tage später zog Feli bei uns ein. Meine Mutter und ich „teilten“ sie uns, während meine Schwestern Tetra ritten. Es hätte alles perfekt sein können, doch gerade die Anfangszeit lief alles andere als rund. Heute glaube ich, dass der Umzug, die neue Umgebung, wenig erfahrene neue Besitzer einfach zu viel waren für sie. Niemand durfte ihre Box betreten, sie stieg beim Reiten, versuchte uns beim Satteln an die Wand zu klatschen… Feli war komplett überfordert. Mir ging es da nicht anders. Mit ganz viel Geduld überstanden wir diese Zeit und langsam aber sicher kam Feli bei uns an. Wir wuchsen zum Team zusammen und lernten viel voneinander.
Mit Feli hatte ich endlich ein Pferd an der Seite, dass es liebte, jedes Wochenende auf Turnieren unterwegs zu sein. Bald schafften wir den Sprung in die A-Dressur und kamen immer öfter mit Platzierungen nach Hause.
Zu Weihnachten 2012 machten mir meine Eltern dann das allergrößte Geschenk. Bis dahin waren sie Felis Besitzer, doch nun war sie entgültig mein Pferd. Meine Mutter hatte sie ohnehin kaum noch geritten, weil Feli einfach zu anspruchsvoll geworden war.
Im darauffolgenden Jahr erreichten wir ausnahmslos alles, was wir uns vornahmen. Das bronzene Reitabzeichen, Noten über 6,0 in der L-Dressur, wir beendeten ein A-Springen, waren beinahe in jeder A-Dressur platziert. Es war unser reiterlicher Höhepunkt!
Was danach geschah, habe ich lange Zeit nicht verstanden. Heute bin ich sicher, dass es die Vernarbungen des Fesselträgers gewesen sein müssen, die 2014 erstmals tatsächlich Probleme machte. Der Fesselträgerschaden wurde erst 2018 diagnostiziert, was aber nicht bedeutet, dass die Belastung des rechten Hinterbeins nicht schon vorher unangenehm gewesen ist. 2014 beschrieb ich den Zustand als „Verlust des Kampfgeistes“. Feli war nicht mehr voll dabei. Sie wehrte sich immer öfter gegen die Hilfen. Je mehr wir trainierten, desto schlimmer wurde es. Da wir aber sowieso geplant hatten, Feli 2015 decken zu lassen, erübrigte sich der Rest.
Feli als Mutter
Im Jahr 2016 brachte Feli ihr erstes Fohlen zur Welt. Sie war zu dem Zeitpunkt schon 14 Jahre alt. Normalerweise sollte eine Stute beim ersten Fohlen jünger sein. Und man merkte ihr auch an, dass ihr die Erfahrung fehlte. Trotzdem gefiel sie sich sichtlich in der Mutterrolle. Ich lernte noch einmal eine ganz andere Seite an ihr kennen und diese Zeit veränderte sie. Seit Nicos Fohlenzeit ist Feli die Leitstute in der Reitstallherde. Sie schließt Freundschaften mit anderen Stuten, was waren es nur Zweckgemeinschaften, und sie adoptiert beinahe alles, was jünger ist als sie. Letzteres ist wiederum etwas nervig, da sie dann unfassbar an diesem Pferd klebt. Aber besser so, als allen anderen aus dem Weg zu gehen.
Im Jahr 2017 kehrten wir noch einmal in den Turniersport zurück. Wir wurden Vizekreismeister mit der Dressurmannschafft, erritten uns einige A-Platzierungen, wagten unsere ersten Vielseitigkeitsturniere und ritten erstmals eine A-Kür. Ich glaube, dass wir diese letzte, unbeschwerte Saison der Fohlenpause verdanken. Denn 2018 änderte sich dann alles. Zu dem bis dahin unentdeckten Fesselträgerschaden kam Spat hinzu. Damit schieden wir von heute auf morgen aus dem Turniersport aus. Feli wurde über Nacht zur Rentnerin.
Felicitas bedeutet Glück
„Felicitas“ ist lateinisch und bedeute „Glück“. Tatsächlich war damals vor ihrem Kauf die Überlegung gewesen, sie umzubenennen. Unser erstes Pferd hieß „Tetra“ (griechisch für „vier“) und unsere Schildkröte „Tertia“ (lateinisch für „die Dritte“). Deshalb war naheliegend, dass Feli einen Namen mit „zwei“ bekommen sollte. Wir entschieden uns dann aber doch dagegen und das ist auch gut so, denn Feli verkörpert ihren Namen. So kitschig es auch klingen mag, sie ist das größte Glück, das mir wiederfahren konnte.