Das letzte Einhorn
Nico ist der am 14. März 2016 geborene Sohn von Feli. Er ist ein Hannoveraner und beim Verband und der FN als „Das letzte Einhorn“ eingetragen. Ein besonderes Pferd verdient einen besonderen Namen. Besonders ist er für mich, weil er mein erstes selbstgezogenes Fohlen ist.
Ich kenne und liebe den kleinen Mann bereits seit seiner Geburt. Das ist etwas ganz besonderes. Ich habe ihn aufwachsen sehen, ihm alles beigebracht, was was im Umgang mit Menschen wissen muss, habe ihn schwerenherzens abgesetzt, zur Aufzucht zu einer Gleichaltrigen geschickt, ihn heimgeholt und auf den Weg zum Reitpferd gebracht. Bei jedem wichtigen Lebensereignis war ich dabei. Das schweißt natürlich zusammen.
Der Start ins Leben
Nico war bereits bei seiner Geburt ein Sorgenkind. Mit gerade einmal 93 Zentimetern Stockmaß war er ungewöhlich klein. Natürlich war er auch Felis erstes Fohlen und die sind nun einmal kleiner, aber dazu kam eine starke Durchtrittigkeit und die Tatsache, dass Feli kaum Milch zur Verfügung hatte. Die Tierärztin sagte mir damals zum Glück nicht, wie ernst die Lage war. Denn so konnte ich mich über mein Wunschkind freuen, ohne mir Sorgen zu machen. Nach wenigen Wochen war er dann ohnehin über den Berg.
Erstaunlicherweise war der kleine Hengst von Dubarry * Alabaster ganz genau so geworden, wie ic hihn mir gewünscht hatte: Rapphengst mit schwarzen Beinen, Stern und Schnippe. Perfekter hätte er gar nicht geraten können. Ich musste nur einen Blick auf Nico werfen und es war um mich geschehen.
Nichtsdestotrotz stand ich vor der Herausforderung meines Lebens. „Das letzte Einhorn“ hätte genauso gut „der dunkle Lord“ heißen können. Ja, das war tatsächlich im Gespräch. Kaum war Nico aus dem gröbsten heraus, wurde er unfassbar frech! Damit setzte er nicht nur mir zu, sondern auch seiner Mutter. Ich glaube, wir alle haben ihn mehr als einmal verflucht. Wenn man den Kleinen nicht hätte so lieb haben müssen.
Die Zeit in der Aufzucht
Im November 2016 ging er schließlich mehrere Kilometer von mir weg, um mit Canapina, einer Absetzer-Stute in eine WG zu ziehen. Dort lebte Nico im Offenstall und konnte seine Kindheit in vollen Zügen genießen. Da er mit Canapina und ihrer Mutter zusammen lebte, musste ich ihn natürlich einjährig kastrieren lassen. Er ist heute also kein Hengst mehr. So früh war das eigentlich nicht geplant, aber ich hätte ihn sowieso nicht Hengst lassen bleiben. Wallache leben entspannter.
Die Zeit in der Aufzucht tat ihm richtig gut. Und die Besuche bei ihm waren alle paar Wochen die Highlights der Woche für mich. Nico und Canapina waren ein Herz und eine Seele. So war die Trennung für mich ganz gut zu verkraften. Ich hätte mir keinen besseren Ort für ihn wünschen können.
Leider endete die Zeit früher als geplant. Die genauen Gründe dafür sind nicht so wichtig, zu ihnen zählte jedoch der plötzliche Tod Canapinas Mutter und die Ungezogenheiten, die Nico während seines „Urlaubs“ im Reitstall zeigte. Ich behielt ihn da, um ihn besser erziehen zu können.
Das letzte Einhorn und die Schecken
Ohne Batschi und Orkan hätte ich es viel schwerer gehabt mit Nico! Der Appaloosa-Wallach meiner Mutter und sein gescheckter Trakehner-Freund waren schon nach dem Absetzen für Nico da. Auch nach seiner Rückkehr nahmen sie ihn wieder unter ihre Fittiche. Sie wießen ihn in seine Schranken und achteten gleichzeitig darauf, dass ihm nichts passierte. Nach der Zeit im wilden Kindergarten war das genau das richtige.
Und so begann die Arbeit. Wir fingen noch einmal ganz von vorne an. Respekt aufbauen, Führtraining, Alltagsroutinen aufbauen. Ich hatte mir die Jungpferdeausbildung einfacher vorgestellt. Das gebe ich ganz offen zu. Doch ihn liebe die Herausforderung und je schwieriger es ist, desto stolzer ist man bei jedem Fortschritt. Und gerade jetzt, wo wir mehr und mehr zum Team zusammenwachsen, könnte ich kaum glücklicher sein. Selbst wenn er den Schmied zur Weißglut treibt und Anbindeketten zerreißt. Denn er bringt mich auch Tag für Tag zum Lachen und lässt mich vor Stolz fast platzen.