Feli ist ein Pferd, das kaum einen an sich heran lässt. Sie ist nicht schüchtern oder ängstlich gegenüber anderen, doch eine Vertrauensbindung zu ihr aufzubauen dauert lange und selbst dann hat sie gerne etwas Abstand. So hat es etwa ein Jahr lang gedauert, bis ich das Gefühl hatte, dass sie sich über meine Gesellschaft freut. Gegenüber anderen Pferden verhält es sich ähnlich. So hat sie zum Beispiel den Appaloosa Batschi zwar problemlos als Weidepartner toleriert, wirklich angefreundet haben die beiden sich aber erst viel später.
Ich muss zugeben, dass ich etwas skeptisch war, als sie nun mit ihrem ersten Fohlen tragend war, hatte ich doch schon einmal erlebt, wie eine Stute ihr Fohlen nicht annehmen wollte. Was, wenn Feli sich nicht schnell genug auf diese neue Situation einstellen würde? Sie war schließlich bereits 14 Jahre alt und so mit ihren Gewohntheiten eingefahren, dass sie diese vielleicht nicht mehr ablegen würde. Zugegeben, ich machte mir wegen allem ständig Sorgen, meist völlig unbegründet. Aber durch all die Aufregung und Spannung macht man sich eben solche Gedanken. Besonders wenn man selbst keine Erfahrung hat.
Doch als dann der Tag kam, an dem ich morgens mit den Worten „Das Fohlen ist da.“ geweckt wurde, waren alle Zweifel wie weggefegt. Feli passte super stolz auf ihren Sohn auf, auch als dieser unbeholfen nach Milch suchte oder unter ihrem Bauch hindurch stolperte. Und auch in den darauf folgenden Tagen, Wochen und Monaten stellte ich fest, dass die Bindung zwischen Mutter und Fohlen viel tiefer geht, als ich mir das jemals vorgestellt hatte. Sie machte Feli zu einem komplett anderen Pferd. Sogar ich musste aufpassen, nicht von ihr über den Haufen gerannt zu werden, weil der Kleine ein Stück zu weit weggelaufen war. Sie wollte ihn so dicht wie möglich bei sich haben. Immer. So hatte ich sie wirklich noch nie erlebt.
Umso schwerer fiel es mir, den Kleinen abzusetzen. Diese besondere Bindung zu zerstören – das fühlte sich einfach nicht richtig an, obwohl er Feli zuletzt ordentlich zugesetzt hatte. Ich kann bloß hoffen, meinen Pferden niemals wieder so etwas antun zu müssen.
Da die beiden auf der selben Anlage wohnen, begegnen sie sich zwangläufig gelegentlich. Dabei fällt mir auf, dass sie sich zwar noch zusammengehörig fühlen, diese besondere, starke Bindung jedoch nach und nach schwindet. Irgendwann werden sie diese Verbundenheit womöglich vergessen haben. Ich für meinen Teil werde die Bindung zwischen Stute und Fohlen jedoch nie wieder unterschätzen, so viel steht fest.