Es ist noch gar nicht lange her, dass Feli und ich unsere Turnierlaufbahn beenden mussten (hier nachzulesen). Natürlich war ich deshalb am Boden zerstört. Ich liebe das Turnierreiten. Den Wettkampf. Die Herausforderung. Die Turniere haben mich immer dazu gebracht, weiter an mir zu arbeiten. Diesen Ansporn zu verlieren, das konnte ich mir niemals vorstellen. Nun stand ich also vor der Frage, wie es weiter gehen sollte. Die Lösung fand sich erstaunlich schnell: Reitturniere online mit EquiMind!
Das klingt im ersten Augenblick etwas befremdlich. Man kann zwar vieles digitalisieren. Aber den Sport? Doch es funktioniert! Das Unternehmen EquiMind (zur Webseite) bietet jeden Monat eine Vielzahl an Prüfungen an. Es gibt Foto- und Videoklassen. Das Prinzip ist einfach. Man sucht sich eine Prüfung aus, bekommt die Aufgabe dazu geschickt, trainiert und lässt sich schließlich beim Reiten filmen. Man kann also ganz bequem in der eigenen Halle reiten und wenn ein grober Patzer passiert, fängt man eben von vorne an. So herrschen für alle Teilnehmer die gleichen Bedingungen. Heimvorteil, jeder kann seine Ausrüstung frei wählen (gebisslose Zäumungen z.B. sind erlaubt) und der beste Ritt zählt.
Bewertet werden die Videos dann von echten Richtern. Es gibt für jeden Teilnehmer ein Protokoll und eine Schleife, die per Post verschickt werden. Der Lerneffekt ist also wie auf „offline“ Turnieren gegeben. Zudem hat sich EquiMind voll und ganz dem Grundsatz „pro Pferd“ verschrieben.
Wir testen EquiMind!
Isabell und ich haben im Mai testweise mit verschiedenen Pferden in verschiedenen Prüfungen teilgenommen. Isabell mit ihrer Friesenstute Laurenske in der A und der L-Dressur, ich mit Apahatschi in der E-Dressur und einer geführten Zuchtprüfung für Schecken. Außerdem reichten wir für einige Fotoklassen etwas ein.
Die Videoklassen waren wirklich interessant und spaßig zu reiten und zu filmen. Das Besondere: Es werden die Aufgaben der British Dressage geritten. Also nicht die bekannten Aufgaben der FN. Eine ganz schöne Umstellung, aber auch sehr lehrreich und eine willkommene Abwechslung. Isabell hatte mit den sehr langen Galopptouren in A und L zu kämpfen. Mir hingegen kam das in England übliche Leichttraben in E und A zugute, da ich Apahatschi im Aussitzen nicht so gut vor mich bekomme.
Wie beide hatten einen klaren Vorteil: Die Pferde hatten keinen Stress! Apahatschi kennt den Trubel auf Turnieren kaum. Er war erst dreimal mit – verteilt auf mehrere Jahre. Und jedesmal war er der Aufregung kaum gewachsen. Laurenske hingegen hat zwar viel Turniererfahrung, verträgt es aber nicht, dass Feli nicht mehr dabei ist. Ihr Ruhepol fehlt einfach. In der heimischen Halle kam kein Turnierfeeling auf. Alles war ganz entspannt.
Wir wurden bloß von einigen Vereinskollegen etwas schief angeschaut. Nach einer Erklärung, was wir da eigentlich treiben, waren diese jedoch sehr interessiert.
Rechtzeitig zum Monatsende hatten wir dann alle Videoklassen gefilmt und eingeschickt. Jetzt hieß es warten auf die Ergebnisse.
Die Ergebnisse
Natürlich dauert es einige Zeit, bis die Ergebnisse bekanntgegeben werden können, denn nach Monatsende gehen alle Fotos und Videos erst einmal zur Bewertung zu den Richtern. Man weiß nicht, wann welche Ergebnisse online gestellt werden. Eine echte Zerreißprobe für die Nerven!
Die Fotoklassen werden natürlich früher ausgewertet, als die Videoklassen. Klar, ein Foto schaut man sich schneller an als ein mehrminütiges Video. Isabell und ich schauten gefühlt alle 5 Minuten auf der Facebook-Seite von EquiMind vorbei. Damit waren wir nicht die einzigen. In den Kommentaren fanden sich noch andere gespannte Teilnehmer. Das Warten war beinahe das aufregendste an der ganzen Teilnahme.
Die Ergebnisse der Zuchtschau-Fotoklasse kamen mit als erstes. Ich hatte ein Foto von Nicos Fohlenschau dafür eingereicht. Und was soll ich sagen? Das Foto von Nico, Feli und mir im flotten Trab hatte es doch tatsächlich auf den ersten Platz geschafft! Unfassbar! Den Rest des Tages grinste ich wie ein Honigkuchenpferd. Da war Nico doch tatsächlich gelungen, was seine Mutter in fast 10 Turnierjahren nicht geschafft hatte. Er würde eine goldene Schleife bekommen.
Mit der Freude über diesen Erfolg ließ sich das weitere Warten aushalten. Mit der Zeit trudelten auch die anderen Ergebnisse aus den Fotoklassen ein. In der Kategorie „Mein bester Freund“ waren Feli und ich nicht so gut dabei. Aber wir kuscheln auch nicht extra für die Kamera oder ähnliches. Deshalb waren wir in der Kategorie wohl sowieso nicht so gut aufgehoben. Wir belegten hier den achten Platz. Isabell wurde Fünfte im Springen und in der Dressur belegte sie mit ihrer Laurenske den achten Platz. Und Feli und ich – wir siegten in der Dressur! Unfassbar!
Fotoklasse Dressur | Fotoklasse „Mein bester Freund“ |
Die Ergebnisse der Videoklassen
Als nächstes fieberten wir also den Videoklassen entgegen. Zuerst wurden die Zuchtprüfungen ausgewertet. Zur Erinnerung: Hier nahm ich mit Batschi in der geführten Prüfung für Schecken teil. Und was soll ich sagen? Nach Nico und Feli sicherte er sich nun auch eine goldene Schleife! Er löste damit außerdem das Ticket zur im September stattfindenden Sommermeisterschaft.
Die Dressurergebnisse ließen etwas auf sich warten, da es sehr viele Teilnehmer im Mai gab. Dann war es endlich soweit. A und L-Dressur wurden ausgewertet und Isabell durfte sich über einen zweiten Platz in der A und einen Sieg in der L-Dressur freuen. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. 😀
Nun stand bloß noch die E-Dressur aus und obwohl ich schon drei Siege auf dem Konto hatte, war die Spannung nicht auszuhalten – schlimmer als bei realen Turnieren! Am Ende landeten Batschi und ich mit 61,58% auf Rang 10 von 13 Startern. Wenn man bedenkt, dass ich ihn vorher nach längere Zeit nur zweimal geritten hatte, kann ich mich darüber sicher nicht beschweren. Wir müssen eben erst zusammen finden und uns aneinander gewöhnen.
Hier sind unsere Videos zu finden:
- Zuchtprüfung, Schecke geführt mit Batschi
- A-Dressur von Isabell und Laurenske
- L-Dressur von Isabell und Laurenske
- E-Dressur von Batschi und mir
Post für uns!
Morgens früh lagen sie im Briefkasten – die Schleifen und Protokolle von EquiMind! Am liebsten hätte ich sie den Pferden sofort angesteckt. Sie sind wunderschön. Die Siegerschleifen sind nicht gelb, wie man das kennt. Sie sind wirklich golden! Und auch die lilafarbenen Teilnehmerschleifen sind etwas ganz besonderes.
Die Protokolle der Videoklassen sind sehr ausführlich. Jede Lektion wurde separat bewertet, sodass man ganz genau weiß, woran man arbeiten muss. Ich werde unsere Schwachpunkte nun mit Batschi angehen. Für den kommenden Monat haben wir auf jeden Fall noch Luft nach oben!
Was mir besonders gut gefällt: Die Protokolle sind sehr positiv formuliert. Selbst wenn etwas nicht besonders gut gelungen ist, fühlt man sich motiviert, es besser zu machen.
Unser Fazit
EquiMind macht Spaß! Man kann aus einer Vielzahl von Prüfungen wählen und sich auch einmal in einer höheren Klasse oder einer ganz anderen Disziplin versuchen. Für ungerittene Pferde gibt es auch geführte Prüfungen. Man kann sogar voltigieren oder fahren!
Isabell und ich sind sehr begeistert von dem Konzept von EquiMind. Wir wollen auf jeden Fall weitere Turniere bestreiten und uns gerne auch einmal in für uns eigentlich fremden Disziplinen versuchen. Mit Feli möchte ich gerne in der Bodenarbeit an den Start gehen, da ihr Fesselträgerschaden wohl keine gerittenen Prüfungen zulassen wird. So haben wir trotz allem noch ein Ziel, auf das wir hinarbeiten können, vorausgesetzt Feli läuft klar. Nun können wir im Idealfall auch weiterhin an Turnieren teilnehmen, ohne ihre Gesundheit zu gefähren.
Besonders hat mit gefreut, dass bei EquiMind tatsächlich Chancengleichheit besteht. Man wird nicht durch äußere Einflüsse gestört, ist nicht tagesformabhängig. Es wird ganz genau das bewertet, was man wirklich zu leisten im Stande ist. Keine Ausreden, der Boden sei zu tief, die Lautsprecher zu nahe am Viereck, zu viel los auf dem Abreiteplatz.
Ich bin mir sicher, dass online Reitturniere die „echten“ Turniere nicht ersetzen werden. Das sollen sie aber auch gar nicht. Es ist etwas ganz anderes und vielleicht eher als Trainingsergänzung zu sehen. EquiMind ist perfekt für alle, die sich reiterlich weiterentwickeln wollen und gerne einmal über den Tellerrand schauen.