Nico war diesen Sommer zum Kastrieren zurück am Reitstall. Aus verschiedenen Gründen musste ich ihn etwas länger dort behalten, als mir lieb war. Jährlinge gehören nicht in einen Stall, sondern raus auf die Weide. Meine Freude war groß, als er endlich zurück durfte.
Die Weidegruppe ist etwas geschrumpft. Bisher stand Nico dort mit seiner Jährlings-Freundin Canapina und deren Mutter Pya zusammen. Ich halte es für wichtig, dass ein ausgewachsenes Pferd dabei ist. Bis jetzt hat das sehr gut funktioniert. Die Kleinen werden so noch etwas erzogen und lernen, wie man sich im Herdenverband verhält, ohne zu dominant zu werden. Leider ist Pya jedoch in Nicos Abwesenheit verstorben. Ich habe ihn deshalb mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück gebracht. Ich mochte Pya sehr gerne und sie war gewissermaßen Nicos „Ersatzmama“.
Nun sind Nico und Canapina also „auf sich gestellt“. Ich war etwas skeptisch, ob das funktionieren würde. Ob die beiden reif genug sind, um ohne Erziehungsberechtigten klar zu kommen. Umso wichtiger war es für mich, regelmäßig nach dem Rechten zu schauen.
Natürlich waren meine Zweifel – wie schon so oft – ungerechtfertigt. Die Jährlinge machen einen tollen Job! Sie passen aufeinander auf, benehmen sich gegenüber Menschen vorbildlich und es macht nach wie vor einfach Spaß, sie auf der Weide zu beobachten. Canapina hat die Rolle der Herdenchefin übernommen. Glücklicherweise nur gegenüber Nico. Die Autorität von uns Besitzerinnen stellt sie nicht in Frage. Genau so soll es sein. Natürlich schließen wir nicht aus, das trotzdem noch ein ausgewachsenes Pferd zu der Gruppe dazustoßen wird. Nur weil es jetzt funktioniert, muss man schließlich nicht davon ausgehen, dass es auch so bleibt.
Nico ist nach seiner Kastration wieder sehr viel umgänglicher geworden. Es war noch nicht so, dass er übermäßig hengstig wurde. Trotzdem spielte er sich gelegentlich etwas auf. Stänkerte herum, wenn ihm etwas nicht passte und begann schließlich auch, Canapina zu bedrängen. Das war letztendlich der Grund für den Schlussstrich. Ich bereue es überhaupt nicht, ihn kastrieren gelassen zu haben. Seitdem ist er ein wahrer Schatz. Seine Stimmungsschwankungen sind verschwunden und ich glaube, dass ihm das Leben als Wallach deutlich besser tut. Es ist einfach viel weniger stressig.
Ich bin super stolz auf die beiden Jährlinge. Sie werden Tag für Tag etwas erwachsener und ich glaube, dass sie sich zu zwei ganz tollen Pferden entwickeln. Aber erst einmal dürfen sie ihre Kindheit weiterhin genießen.