Welcher Stutenbesitzer träumt nicht davon, irgendwann einmal ein eigenes Fohlen zu ziehen?
Ich erinnere mich noch genau daran, wie bei mir die Entscheidung fiel. Meine Mutter und ich waren 2014 beim Tag des jungen Pferdes im Alsfelder Pferdezentrum. Das ist ein Turnier mit ausschließlich Jungpferdeprüfungen. Wir schauten uns die Reitpferdeprüfung an und ich erinnerte mich an mein Praktikum dort im Stall, bei dem ich eine Woche lang intensiven Kontakt zu Pferdekindern gehabt hatte. Und plötzlich wusste ich genau was ich wollte. Ich ließ mir von meiner Mutter zusichern, dass sie mich unterstützen würde.
Von dem Tag an war für mich beschlossene Sache, dass Feli ein Fohlen bekommen sollte. Ich wollte einmal im Leben den ganzen Weg gehen. Vom Fohlen zum Reitpferd.
Das Abenteuer beginnt
Ein Jahr der Planung und des Informierens lag nun vor mir. Obwohl 2014 noch genug Zeit gewesen wäre zum Decken, wollte ich nichts übers Knie brechen. Ich informierte mich über Zuchtverbände, suchte einen Hengst aus, sprach mit meinem Tierarzt und ließ Feli im November ins Stutbuch der Hannoveraner aufnehmen. Als dann die Decksaison 2015 begann, waren Feli und ich perfekt vorbereitet.
Ich bin überzeugt davon, dass gute Planung super wichtig ist. Nicht nur die Planung, sondern sich allgemein mit dem Gedanken zu beschäftigen, was es eigentlich bedeutet, ein Fohlen ziehen zu wollen. Was brauchen tragende Stuten eigentlich? Was kann man ihnen zumuten? Wie sehen die idealen Bedingungen für die Aufzucht des Fohlens aus? Kann ich mir ein Fohlen leisten? Bietet der Reitstall ideale Aufzuchtbedingungen? Noch bevor Feli überhaupt tragend war, hatte ich bereits alles durchgeplant. Am Ende kam dann alles anders, aber ohne Plan kein Fohlen. So sehe ich das.
Auch für das Fohlen, mit dem Feli aktuell tragend ist, haben wir uns lange im Vorfeld auseinander gesetzt. Wir haben uns überlegt, was in Felis erster Tragzeit gut lief. Wo hatten wir Probleme? Was können wir diesmal besser machen? Was bleibt gleich? Das sind Fragen, die sich ein Zucht-Neuling nicht selbst stellen kann. Aber man kann sich informieren, sei es bei Züchtern aus dem eigenen Umfeld oder im Internet.
Ich würde es jederzeit wieder tun!
Ein eigenes Fohlen ziehen – was ist zu beachten?
Finanzieller Aufwand
Die wahrscheinlich wichtigste Frage ist: Was kostet es eigentlich, ein eigenes Fohlen zu ziehen?
Dass Fohlen günstiger sein sollen, als ausgewachsene Pferde, ist ein Irrglaube. Bis die Stute überhaupt tragend ist, kann man bereits einen vierstelligen Betrag investiert haben. Jetzt kann man sagen, dass man eben einfach einen günstigen Hengst nimmt. Aber auch das hilft nicht wirklich. Ich habe einmal ausgerechnet, dass Nico mich bis zu seinem 3. Geburtstag rund 8.000€ gekostet haben wird. Den tatsächlichen Betrag kann ich aktuell nicht beziffern, aber es könnte sogar noch etwas mehr gewesen sein. Ich weiß, über Geld spricht man nicht. Aber in dem Fall sollte man es tun. Pferdezucht ist teuer!
Ein Beitrag über die Zuchtkosten wird auf jeden Fall noch folgen.
Unterschätzter Zeitaufwand
Nicht nur der Kostenaufwand wird oft unterschätzt. Wie war das? Ich habe zu viel zu tun für Turniere, also lasse ich meine Stute decken? Na, dann viel Spaß!
Ich dachte auch, Nicos Fohlenzeit würde total entspannt werden. Aber weit gefehlt. Fohlen machen Arbeit. Viel sogar. Wer möchte, dass sein Fohlen die Grundlagen im Umgang mit Menschen lernt, der muss dran bleiben und richtig viel Zeit und Mühe investieren. Die Aufmerksamkeitsspanne von Fohlen ist zwar sehr kurz und sie lernen unheimlich schnell, sie vergessen aber genauso schnell wieder. Ich hatte Nico zum Beispiel gerade das Hufegeben beigebracht, es ein paar Tage nicht geübt und schon konnte ich nochmal von vorne anfangen. Fohlen lernen durch Routine. Das bedeutet, man muss Struktur in den Tagesablauf bringen, konsequent sein und das Tag für Tag für Tag.
Das betrifft übrigens nicht nur das Fohlen. Die Stute braucht auch jede Menge Aufmerksamkeit. Schon vor der Geburt. So ein Pferdebaby auszutragen und groß zu ziehen ist verdammt anstrengend! Die Stute also einfach tagtäglich abzufertigen, weil man sie ja aus Zeitmangel decken lassen hat, ist absolut nicht fair.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein eigenes Fohlen sehr viel mehr Zeit beansprucht, als man meint. Es ist definitiv schöne, lehrreiche Zeit, aber eben auch Zeit, die an anderen Stellen dann wahrscheinlich fehlt. Auch deshalb sollte ein Fohlen zu ziehen wohl überlegt sein.
Wer jetzt noch liest, dem möchte ich sagen: Herzlich Willkommen beim Fohlentagebuch! Es wird noch so viele Beiträge zum Thema geben. Wir fangen ganz am Anfang an und begleiten Feli auf dem Weg zu ihrem zweiten Fohlen.
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Eine vollständig in Videos dokumentierte Version des Fohlentagebuchs finden sich im Videoarchiv 2016. Die aktuellen Folgen der Serie sind ebenfalls hier zu finden, sowie auf YouTube. Wer lieber liest, sollte bei allen Beiträgen des Fohlentagebuchs vorbeischauen.
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