Wenn mir vorher jemand gestagt hätte, wie herausfordernd es werden würde, Nico zum Reitpferd auszubilden – ich hätte es wohl trotzdem machen wollen! Zugegeben, es war und ist die wahrscheinlich größte Herausforderung meines Lebens. Aber nicht nur Nico lernt eine Menge. Ich glaube, ich wachse ebenfalls enorm daran. Nicos Weg zum Reitpferd ist unfassbar spannend!
Ich begleite Nico bereits sein ganzes Leben lang. Der kleine Hannoveraner erblickte im März 2016 das Licht der Welt. Er war ein Wunschkind. Schon lange hatte ich davon geträumt, einmal ein eigenes Fohlen zu ziehen. Und perfekter hätte er gar nicht sein können. Damals ahnte ich noch nicht, wie sehr er seiner Mutter Feli ähnelt. Als Fohlen war er irgendwie ganz anders. Viel wilder, kontaktfreudiger, unfassbar mutig, rotzfrech und ungeduldig. Je älter er wurde, desto deutlicher wurden jedoch die Parallelen. Nico hat eindeutig die Inteligenz seiner Mutter und ihren starken Willen. Er möchte gerne das Gefühl haben, selbst zu entscheiden.
Hallo Herausforderung!
Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass Nico ein Pulverfass ist. Feli würde ihre Inteligenz niemals gegen mich ausspielen. Dafür verhält sie sich zu überlegt, ist zu gutmütig. Gerade diese Eigenschaften fehlen Nico noch. Er will niemanden etwas böses, reagiert aber viel impulsiver. Wenn er das Gefühl hat, dass man ihm etwas aufzwingen will, dann explodiert er.
Mit dieser Tatsache musste ich erst umzugehen lernen. Aber genau das macht für mich den Reiz an der Jungpferdeausbildung aus. Ich bilde nicht Nico aus, sondern wir lernen voneinander. Wir lernen, miteinander umzugehen. Wäre Nico einfacher zu händeln, würde alles sofort funktionieren – es wäre langweilig. Ich liebe die Herausforderung und ich liebe schwierige Pferde. Ist es nicht so: Je herausfordernder der Weg, desto mehr weiß man jeden kleinen Schritt zu schätzen. Man lernt die guten Dinge zu sehen.
So sehr ich auch manchmal über Nico fluche, desto stolzer bin ich auch auf seine Entwicklung. Denn wir haben jeden Schritt gemeinsam gemacht und war es noch so schwer.
Vom Fohlen zum Reitpferd
Nico Ausbildung hätte eigentlich im Herbst 2019 beginnen sollen. Aus den verschiedensten Gründen kam er jedoch bereits ein Jahr früher nach Hause in den Reitstall. Nach seinem dritten Geburtstag war es dann, als hätte jemand einen Schalter bei Nico umgelegt. Es war, als wollte er endlich mehr lernen. Bis dahin hattee ich Reitthemen konsequent gemieden und vor allem das Fohlen-ABC mit ihm aufgearbeitet. Plötzlich war er voll motiviert. So begann der Weg zum Reitpferd für Nico. Das Longieren funktionierte von Heute auf Morgen 1A, Ausrüstung wie Longiergurt, Trense, Gamaschen und Sattel akzeptierte er sehr schnell und ehe ich mich versah, stand mir das erste Aufsteigen bevor.
Es war ein magischer Moment, als mein wildes, eigenwilliges Pferdekind mich zum ersten Mal aufsteigen ließ. Ich fühlte mich sofort pudelwohl auf seinem Rücken. Verrückt, oder? Zu wissen, dass man auf einem Pulverfass sitzt, und trotzdem niemals wieder absteigen zu wollen.
Trainingspause
Wir unterbrachen Nicos Weg zum Reitpferd nachdem wir erstmals vollkommen frei im Schritt durch die Halle geritten waren. Der kleine Mann steckte zu dieser Zeit mitten in einem Wachstumsschub . Da muss er nicht auch noch geritten werden. Es folgte eine Trittverletzung und zu lang gewordene Hinterhufe. Deshalb ist der letzte Ritt mittlerweile beinahe 2 Monate vergangen. Aber das ist überhaupt nicht schlimm. Wir haben alle Zeit der Welt.
Nach der Pause werden wir wohl noch einmal einige Schritte zurück gehen. Ich rechne nicht damit, dass wir sofort wieder an der gelernte anknüpfen können. Wahrscheinlich werde ich erst wieder vermehrt an der Longe reiten, bevor wir dann zum freien Traben kommen.
Von jetzt an möchte ich Nicos Ausbildung zum Reitpferd auch in Form von Blogbeiträgen dokumentieren. In Videoform habe ich das bereits begonnen (zu sehen auf YouTube und den Ausbildungstagebuch-Videos), aber manchmal kann ich gar nicht all meine Gedanken in ein 10-minütiges Video packen.
Beiträge zum Thema
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