Feli ist nun schon seit 3 Monaten zurück im Training. Die Kondition ist wieder aufgebaut und wir tasten uns bereits an verschiedene Lektionen heran. Während sich Feli zu Beginn des Trainings noch sehr motiviert und kooperativ zeigte, fallen nun jedoch die ersten Schwierigkeiten ins Auge. Ich kann nicht behaupten, überrascht zu sein. Nach den vielen gemeinsamen Jahren kenne ich Felis Schwächen doch sehr gut.
Die Rede ist von Felis Problemen, sich versammeln zu lassen. Sie hat nie gerne Last auf der Hinterhand aufgenommen. Besonders deutlich wird das im Galopp – ihrer schwächsten Gangart. Vor der Fohlenpause hatte ich sie bereits nicht mehr gesetzt bekommen. Der Galopp wurde immer flacher, der Durchsprung fehlte und sie ging keinen klaren Dreitakt mehr. Ich machte meinen Sporeneinsatz dafür verantwortlich, denn ohne Sporen fühlte es sich etwas besser an. Ich glaubte, den Galopp kaputt geritten zu haben. Dass Feli sich vielleicht besser auf die treibenden Hilfen einlassen würde, wenn etwas Zeit verstrichen war. Meine Hoffnung war, dass sie nach der Pause lockerer sein würde und wir den Galopp endlich korrigiert bekämen.
Leider habe ich mich geirrt. Der Galopp ist nicht ein bisschen besser geworden, obwohl sie tatsächlich etwas lockerer geworden ist. Ich habe mir also alte Videos zu Rate gezogen und mich selbst gefragt: Was haben wir anders gemacht, als Felis Galopp noch in Ordnung war? Welche Veränderung in meinem Reiten hat den Galopp wirklich verschlechtert?
Nicht jedes Pferd hat von Natur aus einen guten Galopp. Man kann den Durchsprung jedoch verbessern, indem man die Hinterhand stärkt, die Tragkraft verbessert. Besonders geeignet dafür sind Stangenarbeit, Seitengänge, Tempiwechsel… Es ist ein langwieriger Prozess. Man kann nicht erwarten, dass der Galopp bereits innerhalb einer Trainingseinheit sichtbar besser wird.
Mit diesem Wissen und meinen alten Videos glaube ich, dem Problem auf die Schliche gekommen zu sein. Jedenfalls kann ich ungefähr sagen, wann der Galopp noch in Ordnung war und wann nicht mehr. Und plötzlich erscheint mir alles total logisch: Unser Training sah vor einiger Zeit noch ganz anders aus. Ich hatte mich damals noch nicht ganz der Dressur verschrieben, sondern war in beiden Disziplinen unterwegs. Dressur und Springen. Zudem hatte ich noch einen anderen Reitlehrer. Dieser hat uns in jeder Reitstunde die Pferde mit Stangenarbeit aufwärmen lassen. Zusätzlich hatte ich Mittwochs Springstunde, bei der der Schwerpunkt auf Reihen lag, und am Wochenende bauten eine Freundin und ich immer einen Parcours auf. Unterm Strich macht das mindestens dreimal Stangenarbeit in der Woche.
Und heute? Wir haben einmal die Woche Dressurstunde – ohne Stangenarbeit. Nur sehr selten lege ich uns selbst welche hin. Springen ist beinahe gar kein Thema mehr. Kein Wunder, dass der Galopp nicht funktionieren will, wenn wir so wenig dafür tun, um die Hinterhand zu stärken.
Ich ziehe nun also meine Schlüsse daraus und werde definitiv wieder mehr Stangenarbeit mit Feli machen. Gerade jetzt über den Winter haben wir Zeit dafür. Zudem kann ich unser Training so deutlich abwechslungsreicher gestalten. Ob es hilft, wird wohl sich wohl mit der Zeit zeigen. Ich bin jedoch optimistisch. Das Problem zu kennen, macht es so viel leichter.