„Der ist doch kein Turnierpferd.“ „Wieso reitest du ihn eigentlich in einer A-Dressur?“ „Ich würde das aber nicht machen.“
Das entspricht etwa dem, was ich mir anhören darf, wenn ich Batschi aufs Turnier schleppe. Er ist das Pferd meiner Mutter und eindeutig nicht das typische Dressurpferd. Und warum? Wegen seinem Aussehen: Batschi ist ein Appaloosa. Er hat tupfen auf dem Hintern, einen kurzen Schweif, ist stichelhaarig und wenig elegant. Alles an ihm schreit: „Westernpferd!“ Aber genau das ist er eben nicht. Obwohl meine ältere Schwester ihn auch westernmäßig reitet, ist er meistens in der Dressur unterwegs. Und weil er sich hin und wieder besonders gut macht, habe ich ihn nun schon ein paar Mal auf einem Turnier vorgestellt. Einfach um zu sehen, ob er sein Können auch unter schwierigeren Bedingungen abrufen kann und um kleine Trainingsziele zu setzen. Erfolg steht dabei nicht im Mittelpunkt. Er soll schließlich ein Freizeitpferd bleiben und kein Turnier-Überflieger werden.
Bei diesen seltenen Ausflügen auf einen Turnierplatz stoßen wir immer wieder auf Kritik. Batschi sei kein Turnierpferd und wenn überhaupt solle er doch bitte auf Westernturnieren vorgestellt werden. Es scheint, als würde erwartet, dass bloß hochelegante Warmblüter mit Spitzenabstammungen in Dressurprüfungen gehen dürften. Auf E-Niveau werden „andere“ Pferde noch toleriert, ab der Klasse A soll es aber bitte ein typisches Dressurpferd sein.
Ich frage mich ganz ehrlich: Warum?
In den etischen Grundsätzen des Pferdefreundes (der FN) heißt es: „Der Mensch hat jedes Pferd gleich zu achten, unabhängig von dessen Rasse, Alter und Geschlecht sowie Einsatz in Zucht, Freizeit oder Sport.“ Für mich bedeutet das vor allem auch, nicht zu unterscheiden, wofür ein Pferd gezüchtet ist, sondern unabhängig davon die richtige Disziplin für ein Pferd auszumachen. Nur weil Batschi ein Appaloosa ist, muss er doch nicht wie die meisten anderen Pferde seiner Rasse im Westernreitsport zuhause sein. Mit seinem Schwung und seiner Ausstrahlung sehe ich ihn eher in der Dressur. Und seien wir einmal ehrlich: Würden wir ihn komplett einfarbig anmalen, würde niemand in Frage stellen, dass er für den Dressursport geeignet ist. Springen haben wir auch schon probiert, doch dass ist wirklich nicht seine Welt.
Ich finde es sehr schade, dass sich doch viele Menschen von der äußeren Erscheinung eines Pferdes beinflussen lassen. Und leider ist es kein Einzelfall. Reiter von Haflingern hört man regelmäßig jammern, sie wären am Turnier nicht fair bewertet worden. Schecken scheinen in der Dressur nicht gerne gesehen. Kaltblütern traut man keinen einzigen Sprung zu. Die Liste ist unendlich lang – und ich muss zugeben, dass ich selbst auch nicht frei von Vorurteilen bin.
Was ich jedoch für sehr wichtig halte, ist, sich selbst einzugestehen, sich vom ersten Eindruck täuschen gelassen zu haben. Oft steckt viel mehr in einem Pferd, als man zunächst meint. Vielleicht ist ein als Dressurpferd gezogenes Pferd ein viel besserer Freizeitpartner oder ein pummeliges Pony ein wahres Springtalent. Wir finden es nur heraus, indem wir ihnen eine Chance geben.
Ein Kommentar
Hallo liebe Elli,
ich bin da absolut deiner Meinung. Warum soll ein Pferd nur wegen Aussehen, Farbe oder Rasse nicht in einer speziellen Sparte unterwegs sein, wenn gerade darin seine Stärken und Talente liegen? Nicht jeder muss dieses elitäre Denken verstehen. Du bist ja zudem auch Freizeitreiter und machst das Ganze sicherlich größtenteils zum Spaß und das sollte es auch sein: Spaß. Wir reiten doch alle, weil es uns Freude bringt und es eben ab und an auch Freude bringt sich mit anderen zu messen oder eine Note für seine harte Arbeit zu erhalten. Da spielt es doch keine Rolle, ob du nun mit Feli oder Batschi aufs Turiner fährst, zumal ich finde, dass Batschi sich wirklich toll entwickelt.
Ich habe auch so einen gescheckten Exoten, mit dem ich allerdings nicht auf Turnier fahre, trotzdem kann ich dich verstehen. Mir würde ehrlich gesagt die Lust vergehen, wenn ich ständig solche Kommentare zu hören bekommen würde. Ich finde wir Reiter sollten uns und unsere Pferde gegenseitig besser wertschätzen und unterstützen. Dazu gehört dann eben auch, dass man einem Pferd, das vielleicht in einer rasseuntypischen Sparte läuft nicht belächelt, sondern gerade diesen Achtung schenken sollte.
Mach weiter so mit Batschi, vielleich könnt ihr in der nächsten Saison ja allen zeigen, was ihr drauf habt und dass auch ein Appaloosa Dressur gehen kann. 🙂
Ganz liebe Grüße, Nadine